Donnerstag, 25. März 2010

Herzlich Willkommen,

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auf unserer Internetpräsenz www.cross-eurasia.de
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Wir sind Katja und Falk Döring aus München (gebürtig natürlich in Thüringen und Sachsen). Wir sind in 2009 mit dem Liegeradtandem von der bayrischen Landeshauptstadt bis nach Peking gefahren. Start unseres Abenteuers war am 01. April 2009. Die Reise hat uns durch Österreich, die Slowakei, Polen, Ukraine, Russland, Kasachstan und China geführt. Peking haben wir am 16. Oktober 2009 erreicht. Wir sind auf dieser Tour alles mit dem Fahrrad gefahren und haben keinen Bus, kein Auto, keinen Zug und keine anderen Verkehrsmittel für die 11.531 Kilometer benötigt.
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Samstag, 20. März 2010

Fazit China

[Falk] Nun sind zwei Wochen vergangen, seit dem wir Peking erreicht haben und die Planung unserer Heimreise ist beendet.
Ich habe mich mittlerweile mit der neuen Situation angefreundet, dass unsere Reise hier zu Ende geht. Seit das Bike in alle Einzelteile zerlegt ist, fällt es mir nicht mehr so schwer mit unserer Tour abzuschließen.
Nun haben uns schon einige gefragt, ob wir noch etwas über Peking schreiben, oder ob unsere Geschichte mit der Ankunft in Peking endet. Ich konnte die ganze Zeit bis heute schlicht und einfach nichts schreiben. Jetzt ist aber die Zeit reif und ich fühle mich im Stande, die letzten drei Monate zusammenzufassen. Wir beenden den Blog mit diesem Eintrag. Er wird für die Nachwelt erhalten bleiben, wir werden ihn nicht entfernen.
In China haben wir insgesamt drei Monate verbracht. Zwei Monate und sechs Tage haben wir für die 4200 km benötigt, um nach Peking zu kommen - wir sind quasi gerast.
Uns hat China sehr beeindruckt.
Die Grenzabfertigung war ein Klacks, fair und ohne Probleme. Für unsere Zweitpässe hat sich keine Sau interessiert. Du hast ein gültiges Visa, dann darfst du rein.
Die erste Zeit in Xingjiang war für uns trotzdem nicht einfach. Wir wurden mindestens einmal am Tag kontrolliert und all unsere Daten wurden aufgeschrieben. Dazu kamen schlechte Straße und heftige Anstiege. Das Internet ging nicht und wir konnten nicht aus China raus telefonieren. Das unser Fahrrad seit Almaty nicht mehr sicher war und wir ein Paket aus Deutschland erwarteten, machte die Situation nicht viel besser.
Ich selbst bin auf zwei Polizeistationen gewesen und musste uns nach Aufforderung vom Hotel registrieren lassen. Das ist aber alles ohne Problem abgelaufen. Nur in manchen Hotels, explizit auf dem Land inkl. aller Städte unter 500.000 Einwohner, haben die keine Ahnung, wie man mit Ausländern verfahren muss. Da man als solche aber in diesen "ländlichen" Gegenden auffällt, hat die Polizei den Hotels dann schnell erklärt, wie's geht. Das hat uns in zwei Fällen jeweils eine Nacht gekostet. In anderen Hotels wurde versucht, die Registrierung unauffällig nachzuholen.
Unser Paket ist letztendlich angekommen und wir konnten alles reparieren. Nach Ueruemqi begann dann wieder eine harte Prüfung für uns und wir haben die Wüste Gobi fast unterschätzt.
Als wir Xingjiang verlassen haben und das Internet wieder offen war, stellten wir fest, dass unsere Seite gesperrt ist. Wenn man nach China kommt muss einem klar sein, dass hier die Dinge anders laufen als z.B. in Europa. Ich verurteile diese Administration nicht, da ich nicht weiß, wie man 1,3 Milliarden Menschen zusammenhalten kann. Trotzdem bin ich froh, dass wir Meinungsfreiheit, Wahlen, Menschenrechte und ein "fast" nicht beschnittenes Internet haben.
Man kann das Internet nicht stoppen, auch nicht in China. Nur das Wissen darüber ist bei den Chinesen nur selten vorhanden.
China ist sehr militärisch ausgerichtet. Es gibt sogar einen eigenen TV Sender mit, von und für Militärs. Überall laufen sie herum und in Ueruemqi standen sie auf den Gebäuden, in den Straßen und mindestens zu fünft an jeder Kreuzung. Die riesige Militärparade am 01. Oktober 2009 ist ein weiteres Beispiel dafür.
Hier herrscht immer noch ein starker Personenkult um Mao Zedong. Mittlerweile zwar ein bisschen in den Hintergrund geraten und verkitscht, aber er besteht - und das ist das eine oder andere Mal doch sehr beängstigend gewesen.
CCTV 9, das wir einigermaßen gut verstehen, berichtet aus China nur die guten Sachen, kritische Stimmen werden nicht gezeigt. Die ausländischen Journalisten bei diesem Sender sind wahrscheinlich von diesem System überzeugt, geimpft, oder deren Beiträge gut zusammen geschnitten worden. Die Nachrichten über andere Länder sind meistens negativ geprägt.
In China ist uns der sprachliche Kontakt zu den normalen Menschen meist nicht gelungen. Wir können nur von den Dingen berichten, die wir mit unseren eigenen Augen gesehen haben. Dies lag einfach und allein an der Sprachbarriere. Die ist hier wesentlich schlimmer als in den russischsprachigen Gefilden.
Ich schreibe jetzt explizit über die Dinge, die wir als Radreisende erlebt haben.
Was zeichnet dieses Land aus? Es ist wunderschön! Das Essen ist einmalig gut! Die Chinesen haben eine eigene lange Kultur und Tradition die sie pflegen und erhalten. Die Menschen, die wir getroffen haben, waren durchweg nett, offen und hilfsbereit. Kriminalität haben wir trotz der weit verbreiteten Armut nicht erlebt und gesehen. China wird uns als sicheres Reiseland in Erinnerung bleiben. Wenn man die Preise einmal kennt, die z.B. für Wasser und Essen genommen werden, kann man überhöhte Angaben mit einem Lächeln abtun. Wenn sie daraufhin merken, dass man den Preis kennt, rudern sie schnell zurück, denn ein Geschäft wollen sie ja trotzdem machen. In China haben wir zwei Teile durchradelt. Zum einen, den sehr ruhigen bis Yinchuan und zum anderen einen für uns sehr lauten und unangenehmen Teil, quasi die letzten 1200 km. Die Huperei in diesem zweiten Bereich ist nicht auszuhalten. Dies wäre ein Grund, nicht durch den östlichen Teil dieses Landes zu fahren. Falls wir es offen gelassen hätten, nach Peking noch weiter zu fahren, hätten wir uns spätesten nach Yinchuan dafür entschieden aufzuhören. Das kann man, wenn man damit nicht aufgewachsen ist, nicht verstehen und vertragen. Aber da es hier alle Chinesen praktizieren und damit zurechtkommen, ist das wohl eher als eine andere Kultur zu verstehen. Ich bin daher heilfroh hier keinen Meter mehr fahren zu müssen, auch wenn ich die ruhige Zeit in Xingjiang sehr vermissen werde. Über die Menschen, die uns oftmals einfach auf den Nerv gegangen sind, weil sie unser Rad anfassen oder besteigen wollten, denken wir mit einiger Distanz anderes. Wir kommen hier mit einem Liegeradtandem, was schon in Deutschland für Aufsehen sorgt, durch Gebiete, deren Bewohner noch nie einen Ausländer (außer vielleicht im Fernsehen) gesehen haben. Ich stelle mir gerade vor, wie wohl ein Chinese, wenn er auf einem Kamelkarren durch den ländlichen Osten Deutschlands fährt, aufgenommen wird. Er würde vielleicht von Nazis erschlagen werden...
Als normaler Tourist muss man sehr aufpassen. Wenn man China anders erlebt hat, fällt einem das Leben als Langnase in touristischen Gefilden anfangs sehr schwer. Überall lauern die Chinesen und sehen in dir nichts weiter als eine Weihnachtsgans, die man ausnehmen kann. Ich könnte jetzt mindestens zehn Beispiele aufführen. Möchte ich aber nicht, da der kritische Teil oben geschlossen sein soll. China ist sehr modern und überall wird gebaut und geschuftet. Altes wird durch neues ersetzt. Viele Berichte haben wir gelesen, dass die Chinesen alles wegreissen würden und Kultur zerstören. Vielleicht ist das auch so, wir haben es ein wenig anderes erlebt. Es gibt alte Substanz und diese wird auch erhalten und sogar renoviert. Manchmal ist das ein wenig kitschig aber man bemüht sich. Dies ist eine subjektive Einschätzung von uns. Experten können darüber vielleicht besser urteilen.
Schlussendlich muss man sagen, dass uns China sehr gut gefallen hat - und wir es dennoch nach drei Monaten sehr gerne wieder verlassen.

Freitag, 16. Oktober 2009

Freitag, der 16.10.2009, Peking



Was sind uns gestern Abend nicht alles für Gedanken durch den Kopf geschossen. Letztlich sind wir sehr froh, die Tour heute zu beenden. Ich denke sehr wehmütig daran - Katja freut sich riesig, das Bike zumindest symbolisch an den Nagel zu hängen.
Wir starten heute Morgen aus unserem sicheren Versteck und hauen uns gleich wieder auf die G110, die wieder voller Lkw ist. Die ersten sechs Km geht es nur bergauf und wir kommen noch einmal richtig ins Schwitzen.
Dann sehen wir ein Schild, Badaling Hills. Ab da geht es schön bergab, 30 km in einer wunderschönen Bergkulisse sind wie immer viel zu wenig. Die Kilometer nach Peking schwinden unter unseren Pedalen nur so dahin. Wir erreichen die sechste Ringstraße. Jetzt sind es nur noch 30 km bis ins Zentrum. Wir machen kaum Pausen und sind voller Adrenalin, Vorfreude und was weiß ich noch für Hormone.
Der Verkehr macht uns wieder zu schaffen und wir kämpfen verbissen mit. Ab und zu frage ich mich, ob ich mir diese Fahrweise in Deutschland wieder abgewöhnen kann. Jetzt erreichen wir die ersten Wohnsiedlungen in 40-stöckiger Ausführung an der fünften und vierten Ringstraße. Das Navi zeigt nur noch zwei Kilometer bis zu unserem Pekingziel, unserem Pekingfoto an.
Noch zwei Mal über große Straßen fahren und dann sehen wir es: Unser Ziel - das Vogelnest in Peking!!
Leider gibt es Personenschleusen auf dem Weg zum Haupteingang, so das wir das Foto von der Straße aus machen müssen. Aber wir sind überglücklich und voll zufrieden, endlich unser Ziel erreicht zu haben. Ein günstiges Hotel ist auch schnell gefunden und wir sind von diesen Eindrücken vollkommen geplättet. Wir bauen alles vom Fahrrad ab und das Bike auseinander. Es ist vorbei, wir sind da!!!!

Donnerstag, 15. Oktober 2009

Donnerstag, der 15.10.2009, 80 Kilometer vor Peking



Die Nacht war ruhig und ein wenig windig, so ist es zwar kalt, aber unser Zelt und unsere Sachen sind trocken geblieben. So macht das Frühstück gleich doppelt Spaß. Wir sind gespannt, was der Tag so bringt. Vor uns sehen wir eine mächtige Hügelkette und nun hoffen wir, dass es da irgendwie drum herum geht. Nach zehn Kilometern merken wir aber, dass es Wunschdenken war und wir mitten in der Suppe sind. 50 Höhenmeter hoch, 60 runter und so weiter und so weiter. Nach 30 km kommen wir dann endlich in gemäßigteres Gebiet und jetzt ist nur noch die Straße schlecht. Wir essen Mittag und werden wieder volle Kanne übers Ohr gehauen. Na ja, es scheitert eben an der Sprache. Gegen 13 Uhr klingelt unser Handy. Es hat schon lange keiner mehr geschafft zu uns durchzukommen. Just in diesem Moment passieren wir die Provinzgrenze von Peking und freuen uns riesig. Jetzt ist es uns so richtig bewusst: Wir werden Morgen unsere Reise beenden. Heute sind wir schon 66 km gefahren und ziemlich fertig. Wir wollen nur noch schnell ein Hotel suchen und den Tag schön ausklingen lassen. Wie so oft werden unsere Pläne durchkreuzt. Die G110 geht auf einmal nach rechts weg und führt auf den Expressway. Diesmal gibt es hier kein Tollgate und wir kommen ohne Probleme drauf und fahren mitten in einen riesigen Stau aus Lkw. Wir kommen trotz dieser Schlange gut durch, nur ab und zu stellt sich einer quer in den Weg. Zum Glück sind wir ziemlich wendig und schaffen es auch durch die engste Kurve. Dem Müll am Straßenrand nach zu urteilen ist hier öfter Stau und auch die Einheimischen haben sich darauf eingestellt und verkaufen Essen, Getränke und Lenkradschoner. Mit den Verkäufern und ihren kleinen Dreirädern geben wir uns richtig kleine Rennen. Nicht, das wir eine Chance hätten, aber lustig ist es schon. Nach 20 km im Stau wollen wir aber endgültig schlafen und suchen einen Platz. Was soll ich sagen, auch dieser ist 80 km vor Pekings Stadtzentrum schnell gefunden. Irgendjemand hat doch mal geschrieben, dass es in China nicht möglich ist zu campen. Hallo? Was bist du denn für eine Pfeife?

Mittwoch, 14. Oktober 2009

Mittwoch, der 14.10.2009, 162 Kilometer vor Peking

Gestern Abend, als bei mir im Verdauungssystem wieder einigermaßen Ruhe eingekehrt ist, sind wir noch einmal ins Internetcafé gegangen. Hier habe ich mit Hilfe eines Übersetzungsprogramms eine richtig gute Unterhaltung hin bekommen. Mist, ich habe schon wieder seinen Namen vergessen. Diese chinesischen Namen sind aber auch schwer zu verstehen. Auf jeden Fall hat er uns dann zum Essen eingeladen und ein paar Spezialitäten der Region auftischen lassen. Ich wollte zwar bezahlen, aber der junge Mann hätte mich fast erschlagen, als ich meine Geldbörse herausholte. Mal schauen, was heute mein Verdauungssystem zu diesen Spezialitäten von gestern sagt. Die Nacht war so lala beschissen. Das Hotelpersonal ist heute Morgen sehr gut gelaunt. Wir waren wahrscheinlich die einzigen, die den Preis nicht nachverhandelt haben, als das Wasser einen halben Tag nicht da war. Sie haben dann von sich aus 30 Yuan Rabatt gegeben. Die ersten 76 km gehen immer schön bergab und wir kommen gut voran. Ich habe zwar ein wenig mit Magenkrämpfen zu tun, aber so kurz vor Peking riechen wir den Stall schon und wollen endlich ankommen. Wir essen eine Kleinigkeit und fahren weiter. Die G110 ist hier wieder in einem sehr bescheidenen Zustand und die Lkw donnern mit voller Fahrt hupend an uns vorbei. Zu allem Übel verschlimmern sich meine Verdauungsprobleme und wir fahren wieder in die Berge rein. Nach 96 km entscheiden wir uns, einen Campingplatz zu suchen. Wer hätte das 162 km vor Peking gedacht. Es ist schnell einer gefunden, der sogar einigermaßen sichtgeschützt liegt. Ich bin platt und hoffe, dass es mir morgen wieder besser geht.

Dienstag, 13. Oktober 2009

Dienstag, der 13.10.2009, Huai'an (Pausentag)

Wir haben uns gestern entschieden, noch einmal einen Pausentag einzulegen. Die drei Fahrtage bis hierher haben ganz schön an unseren Kräften gezehrt. Als erstes wollen wir Internet suchen, da das Hotel zwar RJ45 Dosen hat, aber kein Netz anliegt. Wir unternehmen also einen kleinen Spaziergang durchs Dorf und werden wieder angeschaut wie die ersten Menschen. Nachdem wir das gesamte Dorf abgelaufen sind und kein Internet gefunden haben, machen wir uns auf den Rückweg. Wir kennen mittlerweile die Schriftzeichen für solch eine Lokalität, aber hier scheint es keine zu geben. Am Hotel fragen wir dann mit Hilfe des Kauderwelschs nach, ob es nicht doch noch irgendwo eine Möglichkeit gibt, Internet zu finden. Die Angestellte zeigt auf das gegenüberliegende Haus. Wir gehen noch dreimal dran vorbei. Bis uns dann jemand fragt, was wir suchen. Dieser jemand zeigt uns dann den Eingang. Die ganze Suche hat bestimmt anderthalb Stunden gedauert. An der Reklame stand halt nicht Internet, sonder vielleicht www-Spielhölle oder so. Na ja, wir sind hier Analphabeten und das wird uns eben das eine oder andere mal bewusst. Nach dem Mittag muss ich erst einmal drei Stunden in unregelmäßigen Abständen den Porzellanelefanten aufsuchen. Kein Chinabesuch ohne eine gescheite Reisediarrhoe. Katja geht es zum Glück gut und ich trinke mal wieder irgendwelche Elektrolyte aus Russland.

Montag, 12. Oktober 2009

Montag, der 12.10.2009, Huai'an

Gestern Abend hatten wir einen fantastischen Sternenhimmel. Wir haben uns richtig gequält, um länger wach zu bleiben. Es wird hier momentan so gegen 18:30 Uhr dunkel und wir können beim Campen nicht mehr soviel machen. Aber gegen 20 Uhr ist dann auch Schluss und wir gehen ins Zelt. Es ist wieder einmal ganz schön kalt geworden. In der Nacht höre ich es immer wieder mal um das Zelt herum rascheln. Ich wage einen Blick. Aber ich kann trotz der Lichter der Autos von der Straße, die nur unweit von uns entfernt ist, keine zehn Meter weit schauen. Ein dichter Nebel ist aufgezogen und das Rascheln kommt von den Bäumen auf deren Blättern sich das Wasser sammelt und als Tropfen auf den herbstlichen Waldboden herunter fällt. Beruhigt krieche ich in den Schlafsack zurück. Als wir aufwachen ist es gegen 6:30 Uhr, der Nebel ist noch da und die feuchte Luft ist durch alle Ritzen in das Zelt eingedrungen.



Alles ist klamm und die Zeltinnenwände sind tropfnass. Als Katja das sieht, zieht sie wie bei einer Schildkröte den Kopf in den Schlafsack ein. Hätte ich doch gestern alle Klamotten mit in den Schlafsack genommen. Jetzt sind sie so feucht, dass ich später richtig Spaß haben werde zu frieren. Ich mache Frühstück und stelle fest, dass wir unsere Sitzauflagen draußen vergessen haben. Die sind auch komplett nass. Nachdem mir meine Finger bei vielleicht zwei Grad plus fast abgefroren sind, freue ich mich sehr als der Kocher endlich an ist und ich meine Finger auftauen kann. Jetzt höre ich auch ein Rascheln aus dem Zelt und stelle fest, dass Katja nicht erfroren ist. Nachdem wir alles nass eingepackt und unser Frühstück genossen haben, wollen wir beide nur schnell aufs Rad um warm zu werden. Nach drei Kilometern befinden wir uns schon wieder im ersten Anstieg und die Kälte ist wie weggeblasen. 67 Km nur hoch, runter, hoch, runter... Und das immer zwischen 1200 und 1400 Metern. Endlose Hügelketten in einer herrlich bergigen Kulisse mit einem heftigen Gewitter, danach etwas Sonnenschein und Windböen. Wir sind platt und ich muss Katja versprechen, nie wieder so etwas hartes mit ihr zu machen. Den letzten Anstieg packen wir nicht mehr und wir müssen, bei vielleicht 15 % Steigung, schieben. Dann geht es bergab. Wir wollen eigentlich nur Wasser kaufen und unser nasses Zelt aufstellen und schlafen gehen. Nix da, es kommt, wenn man was braucht, ja immer nichts. Wir fahren weiter und zum Glück müssen wir nicht noch einmal hoch. Neben uns ist jetzt ein kleiner Bach, der sich an der Straße vorbeidrängelt. Den Schlammmassen am Rande nach zu urteilen, geht es hier gewaltig ab wenn es regnet. Keine guten Voraussetzungen, wenn man campen möchte und es den halben Tag geschüttet hat. Weiter und weiter fahren wir bergab und auf 880 Metern und nach 102 Kilometern erreichen wir endlich die nächste Stadt. Ein kleines Hotel haben wir schnell gefunden.

Sonntag, 11. Oktober 2009

Sonntag, der 11.10.2009, 340 Kilometer vor Peking

[Falk] Der Zeltplatz war herrlich und uns hat niemand gesehen oder gestört. Heute Morgen ist es wieder ganz schön kalt, ich denke, dass es knapp über Null sein wird. Es ist nebelig und im Tal und über uns ist es bewölkt. Das ist eine richtige Suppe und es könnte heute durchaus Regen geben. Als wir losfahren, kommen wir an einer großen Baustelle vorbei. Hier wird ein Tunnel für die Landstraße gebaut. Wir ahnen schon, dass wir bald wieder heftige Steigungen haben werden. Ich habe den Satz noch nicht zu Ende gedacht, da sind wir schon mittendrin. Es ist hier so steil, dass sich Katja hinter mir wie eine Dampflok anhört. Nach 15 Kilometern sind wir richtig bedient, aber bis Jining sind es noch weitere 55. Es geht die ganze Zeit 70 Höhenmeter runter und 100 rauf. So schrauben wir uns über die 1600er Marke. Nach 40 km wollen wir in einem kleinen Dorf Mittag essen. Leider will oder kann man uns heute nicht verstehen und wir bekommen nichts warmes. Ein wenig genervt fahren wir weiter und erreichen nach insgesamt 50 km einen Ort, an dem wir wieder eine fürsorglichere Köchin finden. Das Essen ist super und unsere Laune steigt wieder deutlich. Nach weiteren zehn km mit fiesen Steigungen geht es endlich etwas gemäßigter dahin. Wir erreichen Jining und müssen etwa 50-60 Höhenmeter abfahren, um diesen Ort zu erreichen. Das bedeutet aber auch, dass wir das morgen alles wieder hoch müssen. Wir entscheiden uns, Wasser zu kaufen und einen Campingplatz zu suchen. Die Stadt würde uns momentan auch zu viele Nerven kosten. Wir befinden uns jetzt in einer Senke. Hier ist wieder alles mit Feldern zugepflastert auf denen Menschen arbeiten. Jetzt haben wir wirklich die Nase voll von der Entscheidung, nicht nach Jining rein zu fahren. Nach 96 km haben wir endlich einen geeigneten Platz zum Schlafen gefunden.

Samstag, 10. Oktober 2009

Samstag, der 10.10.2009, 430 Kilometer vor Peking

Unser Fahrrad hat die Nacht gut überstanden, zumindest kann ich vor dem Start keine Mängel erkennen. Ich bastele die neu angefertigte Erhöhung auf das Bike und wir bepacken wie jeden Morgen das Tandem. So viele Menschen wie heute haben uns noch nie zugeschaut. Es geht soweit, dass ein Hotelangestellter die Leute wegjagt und zum Weitergehen auffordert. Wäre doch nicht nötig gewesen. Den Weg haben wir schnell gefunden und teilen, wie an den letzten Tagen auch, die Straße mit gefühlten einer Million Lkw und jeder hupt, wenn er uns überholt. Nach 20 km in weitestgehend flachem Terrain sehen wir die Berge immer näher kommen, nach 30 km sind wir wieder mitten drin. Unser letztes Gebirge - die Hausberge von Peking - wir haben sie erreicht! Ich denke, dass wir noch 300 km bergiges Gebiet vor uns haben und dann auf einer schönen langen Abfahrt nach Peking rollen können. Leider ist es jetzt noch nicht soweit und wir schwitzen, obwohl es doch schon empfindlich kalt ist, uns ziemlich einen ab. Unser Mittagessen ist heute nicht ganz so gut. Wir haben das Gefühl, das Gemüse ist nicht frisch und der Koch hat das Salz nicht gefunden.

















Nach 81 km haben wir einen schönen Campingplatz gefunden. Der liegt auf einem kleinen Berg mit Blick in ein wunderschönes, herbstliches Tal. Ein Hotel oder ähnliches wäre erst nach weiteren 30 km gekommen. Da wir aber in den Bergen und heute schon ein paar Höhenmeter gegurkt sind, haben wir die Nase voll und zelten lieber. Hoffentlich wird es auf 1400 Metern nicht zu kalt.

Freitag, 9. Oktober 2009

Freitag, der 09.10.2009, Hohhot (Pausentag) 2

Gestern Abend habe ich an meinem Sitz eine kleine Erhöhung gebastelt. Die letzten Fahrtage habe ich Schmerzen in der Muskulatur meines Hinterteiles gehabt und konnte als Problem lokalisieren, dass sich mein Sitz verzogen hat. Insgesamt habe ich etwa eine Stunde für diese Erhöhung benötigt. Heute Morgen will ich es Katja zeigen, da hat irgend ein Vollpfosten meine Erhöhung wieder abgefetzt. Sonst ist am Bike alles okay, aber ein gutes Gefühl hat man dann nicht mehr. Jetzt müssen wir noch einmal losrennen und Linoleum organisieren. Zum Glück hat derjenige nicht mehr kaputt gemacht. Sinnlose Aktion.

















Ich habe außerdem mit ein paar Arbeitskollegen telefoniert. Wie weit weg man doch von den Problemen im Moment noch ist. Wie schnell sie einen dann wahrscheinlich wieder einholen. Ich bin froh, noch ein paar Tage in China zu sein und die Seele noch ein wenig baumeln lassen zu können. Auch wenn ich mich ab und zu schon dabei erwische, Freude zu verspüren, wenn ich an einen normalen Alltag denke.

















Ansonsten haben wir ein schönes Frühstück gehabt und den Rest des Tages einfach nichts gemacht. CCTV-9 lässt grüßen.

Donnerstag, der 08.10.2009, Hohhot (Pausentag)

Wir wollen es endlich einmal schaffen, unsere Travellerschecks los zu bekommen. Diese Dinger sind für Reisende, wie wir es sind, einfach zu umständlich. Ich denke, dass die Zeit vorbei ist, in der man auf diese Art der Geldmitnahme angewiesen war. Man hat überall in den zentral- und mittelasiatischen Gebieten Geldautomaten, an denen Maestro, VISA- und Mastercard funktionieren. Nur für den absoluten Notfall würde ich vielleicht 200 EUR in Travellerschecks mitnehmen. Das Problem ist, wenn man sie mal benötigt, akzeptiert sie keiner. Weder in den Hotels, noch bei den Banken in den kleineren Städten. Das erste mal wollten wir welche in Russland einlösen. Mag sein, dass es in großen Hotels mit gutem Service funktioniert. Aber bis auf Volgograd und Astrachan, wo es an Geldautomaten nur so wimmelte, hatten wir keine Möglichkeit gefunden sie einzulösen. In Kasachstan haben wir dann nach einem halben Tag eine Bank gefunden, die uns 200 Dollar Travellerschecks in Tenge getauscht hat. Seitdem schlummern noch ein paar EUR bei uns sinnlos in der Geldbörse. Gestern waren wir also auf dem Weg zur „Bank of China“. Die, so haben wir erfahren, Travellerschecks akzeptieren. Auf dem Weg dahin entdecken wir einen mongolischen Brotladen. Dieser hat richtige Semmeln (Brötchen, Schrippen). Wir kaufen erst einmal vier und versuchen sie gleich vor Ort. Nicht süß! Endlich, die Chancen auf ein richtiges Frühstück steigen. Nur noch Käse und Wurst finden, dann können wir morgen das erste Mal seit zwei Monaten wieder richtig frühstücken. Wir gehen weiter und entdecken einen kleinen Laden mit einem Import-Schriftzug. Ist heute Weihnachten?
Wir gehen rein und finden Käse, Wurst, Schokolade in verschiedenen Formen und Butter. Wir hauen den Korb voll. Dann geht es zum Bezahlen, ach ja, bei der Bank waren wir ja noch nicht. 121 Yuan (12,10 EUR). Unser letztes Geld reicht aber leider nicht. Peinlich! Ich signalisiere den netten Damen, dass wir gleich zurück kommen und nur schnell zur Bank müssen.
Diese ist nach weiteren zehn Minuten Fussmarsch gefunden. Ich zaubere also unsere Travellerschecks raus. Mei you (nein), tomorrow in the morning from 8:30 to 10 o'Clock. Travellerschecks, ich hasse euch. Also zum Geldautomaten und Geld ziehen. Das funktioniert wie immer super.
Zurück im Import-Laden. Da entdecke ich doch glatt Einsiedler- und Braustolz-Bier. Das bekommt man ja nicht mal in München. Ich bin völlig aus dem Häuschen und mache gleich ein Bild mit einem Chinesen drauf. Das glaubt uns ja sonst keiner. Ich suche den Herstellungsort. Nicht, dass ich nicht wüsste, dass dieses Bier aus Chemnitz kommt, nur um den Chinesen zu zeigen, wo ich groß geworden bin. Die verstehen kein Wort und sind ziemlich verdutzt, was der ganze Aufstand hier soll. Egal. Wir haben morgen ein richtiges Frühstück. Und wie wir uns darauf freuen...

Mittwoch, der 07.10.2009, Hohhot

Der Zeltplatz lässt uns eine gewisse Anonymität in diesem dicht besiedelten Gebiet. Wir lassen uns richtig Zeit und genießen unser Frühstück. Die einzigen Zuschauer sind Spinnen. Davon gibt es hier so viele, dass wir zu tun haben, unser Zelt davon zu befreien. Das ist der richtige Platz für Phobiker. Wir erleben sie in allen Größen und sie sind uns lieber als Bus- und Lkw-Fahrer.



Nach 30 km kommt eine Auffahrt auf die Autobahn. Da uns hier zu viel Verkehr ist, überlegen wir ob wir drauf fahren sollen. Wir haben aber keine Lust, uns mit den Angestellten herumzuschlagen und fahren weiter Landstraße. Diesmal war die Entscheidung genau die richtige. Alles was vorher die heruntergewirtschaftete G110 gefahren ist, fährt jetzt auf der Autobahn und wir können seit drei Tagen mal wieder durchatmen.
Jetzt können wir die Umgebung und die wunderschönen Berge um uns herum genießen. Es ist wieder etwas hügeliger geworden, aber bis jetzt war noch keine Steigung dabei, die uns zum Schwitzen gebracht hätte. In einer kleinen Stadt essen wir zu Mittag. Hier werden wir von netten Menschen empfangen und bekocht. Sie wollen alles über uns wissen und da wir richtig gute Laune haben nehme ich mir Zeit, alles zu erklären. Als wir weiter fahren wollen, bekommen wir ein Kilo Äpfel geschenkt, dankend nehmen wir uns zwei raus und starten. Den Rest des Tages fahren wir durch einen sehr schönen Herbsttag. Nach 82 km finden wir in der Millionenstadt Hohhot, der Hauptstadt der Provinz Innere Mongolei, ein kleines Hotel, dass einen einigermaßen vernünftigen Preis hat. Nach einem kurzen internationalen Machtschrei, weil die Alarmanlage zum wiederholten mal los geht, kehrt jetzt hoffentlich Ruhe am Bike ein. Die Köche vom anliegenden Restaurant haben Spaß daran gefunden, den Alarm an unserem "komischen" Gefährt auszulösen.

Dienstag, 6. Oktober 2009

Dienstag, der 06.10.2009, 592 Kilometer vor Peking

Jeden Tag das gleiche Procedere - im Hotel auschecken, Fahrrad vor 30 Zuschauern bepacken und den Weg aus der Stadt suchen. Alles geht problemlos und wir finden schnell wieder auf die G110. Wir sind uns zwar nicht ganz sicher, aber laut Kompass stimmt die Richtung. Nach 20 km durch Baotou finden wir auch mal wieder eine Wegmarkierung. Die Dreck-, Ruß- und Abgaswolke will nicht verschwinden, die ganze Zeit überholen uns stinkende Lkw und laute Dreiräder, bei denen der Auspuff abgefallen ist und wir können trotz Sonnenschein den Himmel nur erahnen. Links und rechts von uns kommt eine Industrieanlage nach der anderen und ein definitives Ende der Stadt haben wir auch nach 50 km nicht wahrnehmen können. Allein heute haben wir schon sieben Kohlekraftwerke mit riesengroßen Kühltürmen gesehen. Hier muss es wohl Unmengen von Kohle geben. Ich vermute ganz stark, dass keines dieser Kraftwerke dem Geruch nach einen Filter besitzt. Es ist so dreckig hier, wir können uns nicht vorstellen wie man hier leben kann, aber andauernd sehen wir schwangere Frauen und Kinder umher springen. Auch sonst wird hier unwahrscheinlich viel mit Kohle gemacht; jedes Hotel hat einen Zentralofen der mit Kohle befeuert wird; viele Küchen arbeiten mit Kohle und Gebläse und bereiten das Essen damit zu und auch die Häuser werden mit Kohle beheizt. Natürlich muss das Zeug auch irgendwie transportiert werden. Die Kraftwerke werden mit Zügen beliefert, alles andere wird mit den Lkw, mit denen wir die Straße teilen, erledigt. Diese Ladung ist oft nur unzureichend gesichert und das bedeutet, dass bei dem Zustand der Straßen immer mal wieder was runter fällt. Dann fahren die Laster das Zeug immer platter. Bis es Staub ist. Der vermischt sich dann mit den Abgasen und sonstigen Dreck. Wir sehen heute aus wie Schachtarbeiter und unsere Lungen fühlen sich grauenhaft an.



An ein Hotel ist auch nicht zu denken, Hohhot ist zu weit und es kommt seit Kilometer 70 nichts Gescheites. Bewohnt ist die Gegend trotzdem und so gestaltet sich die Suche nach einem Platz zum campieren ziemlich schwierig. Aber wir haben ja mittlerweile viel Erfahrung, so dass wir nach 15 Km Sucherei einen Platz in einem kleinen Waldstück zwischen den vielen Feldern finden.

Montag, 5. Oktober 2009

Montag, der 05.10.2009, Baotou

Am Morgen steht Miss Liu da und verabschiedet sich von uns. Ich frage noch ob alles okay ist. Sie meint, dass es keine Probleme gab. Wir starten recht früh und kommen gut voran. Momentan ist es für uns sehr leicht im Flachen dahin zu gleiten. Doch es geht nicht ewig so weiter. Der Huang He verlässt uns bald Richtung Süden und wir fahren weiter nach Osten. Das heißt, wenn wir heute Baotou erreichen, wird es danach noch einmal hügelig. 400 km müssen wir durch die Berge, um dann nach Peking hinab zu rasen. 400 km mit vielen Steigungen und Abfahrten. Sozusagen das Abschiedsgebirge unserer Tour.



Nach 60 km kommen wir in den Speckgürtel der Stadt Baotou, in dem sich eine gigantische Stahlindustrie angesiedelt hat. Es ist eine dreckige Wolke vor uns. Wir kommen immer näher und es stinkt nach Schwefel und Abgasen. Ein ekelhafter Mix. So heftig, dass es uns die Bronchien zu zieht. Dazu kommt noch, dass an der Straße über weite Strecken gebaut wird und somit noch mehr Staub in der Luft ist. Nach 99 km finden wir ein schönes, kleines Hotel und können unser Fahrrad sicher abstellen. Alles in Butter also. Morgen fahren wir Richtung Hohhot - und da kann es mit den Bergen schon losgehen...

Sonntag, 4. Oktober 2009

Sonntag, der 04.10.2009, Wulateqianqi (Pausentag)

Heute Morgen werden wir gleich beim Verlassen des Hotels von der Frau des Managers (Miss Liu) abgefangen. Sie will ein Foto mit uns und dem Hotel im Hintergrund. Sie ist Englischlehrerin in der Grundschule und spricht irgendwie auch so, aber es geht schon und wir können uns ein wenig verständigen. Heute haben wir ein Internet-Café gefunden in dem Skype hervorragend funktioniert. Das nutzen wir und telefonieren mit unseren Familien über drei Stunden. Hat echt mal wieder gut getan. Wir finden noch ein nettes kleines Restaurant und essen fürstlich Nudeln. Dann ist der Tag eigentlich vorbei und wir gehen zurück ins Hotel. Nachdem wir unsere sieben Sachen verpackt haben, gehen wir um 21 Uhr ins Bett.
Dann klopft es 22:30 Uhr an der Tür. „We need your Passports!“. Ich wache auf, lasse mir Zeit und sortiere mich erst einmal. Es klopft wieder. „Please, we need your Passport“. „Mann, ist ja gut, ich komme ja schon“. Ich schließe die Tür auf und der Manager und seine Frau stehen da. Sie entschuldigen sich tausendmal und meinen, dass die Polizei alle Hotelgäste kontrolliert und von uns noch die Daten aus unseren Pässen fehlen. Ich gebe ihr die Kopien, die sie gestern Abend nicht haben wollte, nur damit ich schnell wieder ins Bett komme. Sie bedankt sich und die beiden verschwinden wieder. Na ja, die Administrative ist in diesen kleinen Städten viel schlimmer als in den großen. Manchmal ist das echt nervig. Können die so eine Kontrolle nicht am Tag machen?

Samstag, 3. Oktober 2009

Samstag, der 03.10.2009, Wulateqianqi

Mann, ist das kalt heute Morgen. Die Nacht haben wir nicht gefroren, aber als wir aufwachen ist der Tau an unserem Zelt gefroren und der Reif auf unserem Fahrrad sieht abkratzbar aus. Es ist wirklich arschkalt! Unser Zelt steht leider nicht so gut, als dass wir auf die Sonne warten könnten und so müssen wir es, bevor es hell wird, abbauen. Ich haue erst mal alles was ich anziehen möchte in den Schlafsack und kuschle mich noch mal an Katja. Die dreht sich weg und hat auch keine Lust zum Aufstehen. Ich ziehe mich im Schlafsack an. Das ist gar nicht so einfach, gelingt aber. Ich stehe auf, fahre über das Zelt und kratze die Eisschicht ab. Dann mache ich den Kocher an. Der hat auch nicht so richtig Lust. Mit ein wenig mehr Benzin brennt er dann aber doch richtig gut. Ich habe mich schon lange nicht mehr so auf unseren alltäglichen Haferschleim gefreut, diese warme Pampe, die langsam in den Magen hinunter gleitet. Zelt und Schlafsäcke werden nicht so schnell trocken und wir müssen sie nass einpacken. Wir müssen nur dran denken, sie heute Abend wieder auszupacken und richtig zu trocknen. Als wir losfahren geht die Sonne wieder in die vollen und wir werden schnell warm. Ist schon ein ganz schöner Akt, wenn es in der Nacht so kalt ist. Ich denke, wir hatten so um die fünf bis zehn Grad Minus.
Heute geht es wieder flach am Huang He mit seiner wunderschönen Umgebung entlang. Momentan werden die trockenen Sonnenblumen von den Feldern geholt, um sie von den Kernen zu trennen. Überall stehen Rüttelmaschinen und es liegen haufenweise Sonnenblumenkerne herum. Wir machen wieder richtig Strecke und erschrecken jedes Mal ein wenig, wenn wir die Kilometerzahlen auf den Steinen sehen. Es ist wirklich nicht mehr weit. Trotzdem sind wir noch nicht da und wenn ich bedenke, wie der Verkehr hier funktioniert, hoffe ich nur, dass wir heil ankommen. Nach 40 Kilometern fahren wir in eine Stadt. Ich erwische mich, wie ich vor jeder Kreuzung mit der AirZound lautstark auf uns aufmerksam mache. Das tue ich nicht, um noch mehr beachtet, sondern nur um nicht überfahren zu werden oder jemanden umzunieten. Das machen hier alle: fahren und hupen! Und wer lauter kann - hat gewonnen. Wir sind mit unserer Hupe zwar leider kein Ferrari, aber bessere Mittelklasse. Jeder wundert sich dann, was das für ein komischer Ton ist und schaut, sieht uns und bremst. In 80 Prozent der Fälle funktioniert das ganz gut, bei den anderen 20 Prozent fehlen dann jeglicher Verstand und jegliches Verständnis für Verkehrsregeln. Da gilt dann wieder der Radfahrergrundsatz: Du bist der Schwächere, gib nach!
Wir treffen noch eine chinesische Familie, die während ihres Oktoberurlaubs mit dem Rad unterwegs ist, und quatschen ein wenig mit der Tochter, die etwas Englisch spricht. In der nächsten Stadt verabschieden wir uns und steigen in einem kleinem Hotel ab.

Freitag, 2. Oktober 2009

Freitag, der 02.10.2009, 40 Kilometer vor Wuyuan

Zum Glück ist der Nationalfeiertag vorbei. Es war dann gestern mit Lang Lang und einem singenden Jackie Chan doch etwas viel geworden. Habt ihr Jackie Chan schon mal singen gehört? Der Mann hat echte Qualitäten.



Unser Hotel war bis auf ein total zugepinkeltes Klo echt Klasse. Ein Laden war gleich nebenan und Abendessen konnten wir gegenüber. Sogar mit Internet auf dem Zimmer, da hätten wir auch länger bleiben können. Als wir heute die Stadt verlassen sind wir etwas verwundert, haben wir doch gleich am Ortsausgang das 1000er Schild erwartet. Das kam aber leider nicht, nur ein 992er Schild. Die haben uns um acht Kilometer betrogen und uns ein Foto vermasselt! Auf jeden Fall haben wir jetzt weniger als 1000 km bis nach Peking. Mal schauen, wie schnell wir sind. Heute kommen wir im Flachland gut voran, auch zum Mittag finden wir ein kleines Restaurant, das geöffnet hat. Dann wollen wir nach 90 Km eigentlich was zum Schlafen suchen, werden aber nicht fündig, da hier momentan alle Felder komplett geflutet werden. Nach weiteren 15 Kilometern fragen wir in einem kleinen Ort, ob wir hier zelten können. Wir werden lachend bestaunt (wie immer) und nach zehn Minuten ohne Hilfe haben wir die Nase voll und fahren weiter. Überall wo wir denken, da könnte was sein, springt ein kleiner Chinese ums Eck. Na toll, und jetzt? Nach insgesamt 110 km haben wir einen Platz gefunden. Hoffentlich stört sich keiner daran. Aller Voraussicht nach wird das unser letztes Mal campen sein. Es wird von Tag zu Tag immer besiedelter und wir haben heute echt lange gebraucht, um einen Platz zu finden. Auch die Städtedichte nimmt zu. So denken wir, dass es kein Problem mehr wird, immer ein Hotel zu finden.

Donnerstag, 1. Oktober 2009

Donnerstag, der 01.10.2009, Dengkou

[Falk] The 60th anniversary of the founding of the People's Republic of China national day. Oder auch Chinas Nationaltag - der ist heute. Klingt jetzt erstmal nicht allzu spannend, oder? Ihr habt keine Ahnung. Was wir heute erleben ist echt abgefahren.
Wir wachen auf und sind voller Vorfreude auf diesen Tag. Seit zwei Wochen kommt nichts anderes auf CCTV (dem staatlichen Medienarm des Einparteien Staates), als die Vorbereitungen auf den 60th anniversary of the founding of the People's Republic of China national day. Durch CCTV 9, dem englischsprachigen, staatlichen Medienarm des Einparteien Staates, wissen wir alles! Wir sind bestens informiert. Wir schalten also den Fernseher ein. Natürlich CCTV 9. Die Militärheinis sind schon seit zwei Uhr wach und bereiten sich vor. Die ersten Livebilder dieser Volksperversion strahlen auf unsere müden Augen. Zweihunderttausend Militärs werden an dieser Parade teilnehmen aus allen, wirklich allen, Militärverbänden. Eine vom Tau beschlagene Trompete weckt die armen Armeehansen aus dem Schlaf. Alle sind sofort auf 180 Touren. Gegen drei Uhr werden die Leute für den größten Christopher Street Day geweckt. Natürlich mit einem Marsch aus den Lautsprechern, was sonst? Fernsehen, wenn wir dich nicht hätten. Dann Cut - und der Platz des Himmlischen Friedens wird gezeigt. Dieser ist seit vier Uhr geöffnet und jetzt gegen sechs Uhr schon voll. Teilnehmer aus allen Arbeiterklassen sind gekommen, lernen wir. Wahrscheinlich handverlesen, denken wir.
Dann starten wir in den Tag und essen Müsli, während wir die gesamten Superlative des heutigen Tages visuell serviert bekommen. Ehrlich, da schmeckt das fade Müsli gleich viel besser.
Ich hole unser Bike aus seinem Verlies, die Hoteldamen kichern wieder. Dann kommt Albert zum Auf-Wiedersehen-Sagen. Puhh, wenigstens ein Lichtblick heute. Wir bauen das Fahrrad auf und Katja geht zurück zum Hotel, um die Abrechnung zu machen. In China hinterlegt man immer eine Kaution, die sich je nach dem, was man verbraucht hat, reduziert. Ich schicke nach fünf Minuten Albert hinterher um Katja eventuell zu helfen. Ihr wird eine Rechnung präsentiert, die 120 Yuan Rückgabe enthält. Albert prüft die Rechnung und ohne ein Wort zu sagen, bekommen wir eine neue Rechnung mit 161 Yuan Rückgabewert. Es folgt ein dummer Kommentar der Hotelchefin zu Albert. Der ist wie immer ziemlich ruhig und lässt sie abblitzen. Mann, ist der Typ cool!



Wir verabschieden uns herzlich von Albert und fahren los. Die Straße ist wieder sehr bescheiden. Aber heute sind dafür fast keine Autos oder Lkw unterwegs, wahrscheinlich wegen des the 60th anniversary of the founding of the People's Republic of China national days.
Es läuft alles ziemlich gut und nach 60 km erreichen wir ein kleines Dorf, in dem wir essen wollen. Keine Chance, es ist ja der the 60th anniversary of the founding of the People's Republic of China national day.
Wir fahren weiter und machen unser eigenes Essen. Dann erreichen wir nach 90 km einen etwas größeren Ort, in dem ein Hotel mit Internet schnell gefunden ist. Auch unser Bike steht sicher. Wir verlieren keine Zeit und lassen uns wieder von CCTV 9 beeinflussen.
Diese Bilder sind unglaublich! Was die alles nach Peking gekarrt haben. In Reih und Glied wird die Abnahme des Militärs durch Präsident Hu vorgenommen. „Grüßt euch, Regiment XYZ...“, das mit einem „Grüß dich, oberster General“ (frei übersetzt nach Falk) beantwortet wird. Das geht live und in Farbe bestimmt eine Stunde so. Armer Hu. Zweihunderttausend Leute muss man erst mal abfahren.
Wir gehen erst mal essen und zum Glück gibt es da einen Fernseher. Da verpassen wir nichts! Die Abendveranstaltung beginnt. Das übersteigt unsere Vorstellungskraft. Bunt, grell und 100 Prozent perfekt organisiert. Wir schauen jetzt seit drei Stunden diese imposante Vorstellung und kommen aus dem Staunen nicht mehr raus. Komische Gedanken gehen mir durch den Kopf, was man mit dem Geld hätte alles anstellen können... Aber, falsche Zeit darüber nachzudenken. Eine Woche haben jetzt alle Chinesen frei. Außer die, die auf Arbeit angewiesen sind. Die schuften trotzdem!

Mittwoch, 30. September 2009

29. und 30.09.2009, Wuhai, Pausentage

[Falk] „Kann ich fragen, woher Sie kommen?“ Albert, 25 Jahre und Arbeiter aus Wuhai hat in seiner Schulzeit drei Jahre Deutschunterricht gehabt. Sein Deutsch ist anfangs etwas eingerostet, aber nach ein paar Stunden finden sich immer mehr Worte die er versteht und sprechen kann. Er ist ein sehr zurückhaltender Mensch, aber nach kurzer Zeit taut er etwas auf. Bis jetzt haben wir in allen Ländern unserer Reise jemanden getroffen der Deutsch konnte. Und jetzt also auch in China. Wir haben uns gleich für den Mittwoch Nachmittag verabredet und wollen zusammen noch etwas unternehmen. Den Namen Albert haben wir ihm gegeben. Jeder Chinese der eine andere Sprache kann hat einen Namen in dieser Sprache. So haben wir schon „Hans“, Johnson und Peter kennengelernt. Albert hatte bis jetzt nur einen Nachnamen: Hoffmann. Mit „Herr Hoffmann“ wollen wir ihn nicht die ganze Zeit ansprechen und bei seinem chinesischen Namen brechen wir uns die Zunge. Denn nach dem zehnten Versuch ist er immer noch nicht richtig ausgesprochen. Also überlegen wir kurz und nennen ihn Albert. Ihm fällt auch gleich Albert Einstein ein. „Genau wie Albert Einstein“. Er ist glücklich und wir können ihn ansprechen.
Am zweiten Tag unserer Pause werden wir unsanft von fünf Personen an unserer Hoteltür begrüßt. „Ihr könnt hier nicht bleiben. Ihr müsst in ein Hotel speziell für Ausländer.“ Außerdem wollen sie unsere Pässe haben. Ich erinnere mich an die Worte von einem weiteren Weitreisenden: „Versucht die Länder, durch die ihr reist, nicht mit Logik zu verstehen!“. Immerhin sind wir schon zwei Tage hier und wollen morgen weiter. In China laufen die Dinge etwas anders, dass haben wir schon mitbekommen. Ich habe noch nicht so viel darüber geschrieben, aber das hier ist ein wenig komisch. Ich handle mit denen eine Stunde zum Packen aus. Sie nehmen unsere Pässe und kopieren sie. Unsere Kopien wollten sie beim Einchecken nicht haben. Die Situation, dass man Kopien von unseren Pässen haben/machen möchte, hatten wir schon einige Male. So haben wir seit ein paar Wochen immer Kopien vorrätig. Hat uns schon viel Zeit erspart. Heute habe ich keine Lust, unsere Kopien zu geben. Sollen die doch selber welche machen, zumal es uns wieder etwas Zeit verschafft. Nach zehn Minuten kommen sie wieder und geben uns die Pässe zurück. Jetzt fragen sie genauer, was wir hier machen und wie lange wir bleiben. In der Zwischenzeit haben Katja und ich entschieden, dass wir nicht umziehen und lieber weiterfahren. Ich erkläre ihnen unser Vorhaben. Sie beraten sich kurz und meinen, dass wir doch im Hotel bleiben können. Ich verstehe jetzt gar nichts mehr und frage meinerseits, ob dies sicher sei oder ob in fünf Minuten wieder jemand kommt der etwas anderes sagt. Aber sie verneinen und verabschieden sich. Ich gebe ihnen noch unsere Telefonnummer. Wie soll es auch anders sein, nach weiteren zehn Minuten klingelt das Telefon. Sie wollen unser Fahrrad umstellen. „Ok, kein Problem, ich komme runter.“ Als ich unten bin, steht unser Fahrrad nicht mehr an seinem Platz. „Ich raste heute noch aus.“ Die Hoteldamen können sich nicht verständlich machen und kichern nur. Sie zeigen mir aber den Platz, an dem unser Fahrrad hin geschleift wurde. Na klasse, vielen Dank! Hätte ich selber nicht besser zerkratzen können! Völlig sauer verlasse ich die Lokalität. Es ist aber nun mal nicht deren Problem, dass wir die Sprache nicht können. Chinesisch ist eben so schwer... Kurze Zeit später steht der Fünf-Pack wieder vor unserer Tür und will mir erklären, dass sie unser Fahrrad umgestellt haben. „Yes, I know and I see it, thank you.“ Immer freundlich bleiben...

Montag, 28. September 2009

Montag, der 28.09.2009, Wuhai

[Falk] Wir haben gestern jemanden getroffen, der uns den Weg weiter Richtung 109 und Wuhai erklärt hat. Es ist jetzt ein leichtes, sich zurechtzufinden, und die ersten 40 Km machen richtig Spaß. Wir suchen etwas zu essen und halten an einem Hotel mit Restaurant. Hier gibt es Houkoh - ein Eintopf, der in der Mitte des Tisches über einer Gasflamme oder einer Induktionsplatte steht. Zur Auswahl stehen verschiedene Tiere (z.B. ein komplettes Huhn, Fisch, etc.) und zusätzlich haut man dann das Gemüse und Tofu rein, das man essen möchte. Wir haben solch einen Topf das erste Mal in Ueruemqi gegessen. Ist auf jeden Fall mal eine Abwechslung, auch wenn es etwas teurer ist als sonst. Mit zehn Euro ist es trotzdem immer noch sehr erschwinglich. An unseren Mittagstisch gesellt sich der Sohn des Besitzers. Er spricht ein sehr gutes Englisch und geht im Oktober dieses Jahres zum Studieren nach Australien. Er erklärt uns auch die Feinheiten dieses Essens. Danach starteten wir, nach dem Austausch unserer Kontaktdaten, weiter nach Wuhai. Es geht leider etwas weg vom Fluss Huang He in Richtung Berge. Wir wollen doch nicht in die Berge!! Irgendwo müssen wir etwas verpasst haben. Dann wird die Straße zur Autobahn und auf unserer Karte erkennen wir, dass diese Autobahn die 2000-Meter-Marke streift, jedoch die Landstraße bleibt auf 1000-1500 Meter. Die Verkehrsführung ist hier sehr konfus, die haben zwei Bezeichnungen für Wuhai.
Wir erreichen eine Stadt, die mal wieder nicht auf unserer Karte eingezeichnet ist. Diese Stadt ist inmitten einer Kohle-Abbauregion mit vielen Kraftwerken und dem entsprechenden Werksverkehr. Hier wird gerade die Straße erneuert und die Umleitung ist eine komplette Katastrophe. Ich versuche, mich mit dem Kompass zurechtzufinden. Letztlich finden wir die richtige Straße nach Wuhai. Allerdings ist diese, zum Pech für uns, in einem sehr schlechten Zustand. Wir haben Angst, dass unsere Felge bricht. Nach 40 km auf diesem Weg sind wir ziemlich fertig. Diese Straße ist hart umkämpft und wir werden einige Male abgedrängt und ausgehupt. Die fahren wie die Verrückten! Chinesen sind normalerweise sehr zurückhaltend, höflich und hilfsbereit. Gib ihnen jedoch einen Motor und eine Hupe - und du wirst staunen...






































Wuhai haben wir dann doch noch erreicht. Es waren 20 Kilometer mehr als geplant. Jetzt ist erst einmal Pause angesagt. Die haben wir auch reichlich verdient. In drei Tagen 340 Kilometer ist doch einiges...

Sonntag, 27. September 2009

Sonntag, der 27.09.2009, Pingluo

Heute Morgen riecht es nach Urin und an der Wand kleben acht Mückenleichen mehr. Am Huang He gibt es von den Biestern echt einige. Nachdem Katja eine kleine persönliche Auseinandersetzung mit der Klotüre hatte, sie ging nicht mehr auf, starten wir wieder mit unserem mageren Frühstück. Der gestrige Tag kostete uns inklusive Mittag- und Abendessen, Getränken und Übernachtung nur 8 EUR.

































Wir finden sehr schnell aus der kleinen Stadt heraus und sind wieder auf der 109. Gestern haben wir das erste Mal ein Kilometer-Schild mit der genauen Angabe bis nach Peking gesehen. Heute sind es laut diesen Schildern nur noch 1200 km. Wir werden aber nicht die ganze Zeit auf der 109 bleiben, sondern morgen auf die 110 fahren. Diese Strecke scheint uns vom Profil her eher zu passen. Heute geht es wieder sehr flach in der Huang He Senke voran. Nach 50 km erreichen wir Yinchuan. Die Hauptstadt von Ningxia, eine Millionenstadt die uns nicht weiter interessiert. Wir quälen uns 20 km durch den Verkehr der Stadt, auch hier erscheint alles neu. Das nächste Kaff durch das wir fahren ist völlig neu aus den Boden gestampft und noch kaum bewohnt, hunderte Häuser und viele Straßen sind nagelneu und warten nur noch, dass jemand einzieht. Hier kann man sehen wie die Chinesen eine Stadt aus dem Nichts bauen, abgefahren. Nach 117 km erreichen wir wieder eine kleine Stadt und schlafen günstig in einem kleinen Hotel.
Ach ja. War heute eigentlich Wahl?

Samstag, 26. September 2009

Samstag, der 26.09.2009, Qingtongxiashi

Das Hotelpersonal ist zu unserer Überraschung beim Checkout sehr freundlich. Das ist nicht immer so. Wir bepacken unser Bike und verlassen diese nette Stadt wieder. Der Weg ist auch schnell gefunden und es geht am Fuße des Huang He entlang. Diesen sehen wir zwar nicht, aber am deutlich flacherem Profil merken wir, dass er nicht weit weg sein kann. Seit wir in China sind geht es im Großen und Ganzen immer bergauf - bergab. Heute ist es eine richtige Erholung hier zu fahren, die Straße ist super und wir machen in einem kleinen Dorf Pause um zu essen. Hier in Ningxia fällt es uns komischer Weise wieder etwas schwer, die kleinen Gaststätten zu erkennen. So stehen wir zuerst in einem Büro, das zweite Mal in einer Werkstatt und erst beim dritten Versuch schaffen wir es, einen Treffer zu landen. Das Essen ist wieder einmal super und wir hauen uns jede Menge Nudeln rein. Heute sind sie bei mir mal kalt, ist wie Nudelsalat, aber auch sehr schmackhaft und natürlich wie so meistens richtig scharf. Es läuft so gut, dass wir gleich mal wieder 115 km fahren und uns dabei nicht einmal verausgaben. Wir sind richtig fit.

Freitag, 25. September 2009

Freitag, der 25.09.2009, Zhongwei (Pausentag)

[Falk] Wir sind in dieser kleinen Stadt, Population 1,6 Millionen, abgestiegen. Diese „kleine“ Stadt ist auch auf unserer Karte als solche gekennzeichnet. Hier ist ein wahnsinniger Wandel zu spüren. Wir haben gehört, dass Zhongwei in der „Renovierungslotterie“ gewonnen hat und nun komplett vom Staat renoviert wird. Das ist deutlich zu spüren, denn überall wird gehobelt, geschliffen, gesägt, weggerissen und neu gebaut. Uns gefällt es hier sehr gut, auch wenn wir wieder angeschaut werden als ob wir vom Mond kommen.




















Katja hat sich schon seit langem eine Pizza gewünscht. Dieser Wunsch ist leider hier in China nicht so ganz einfach zu erfüllen. Doch wir haben es geschafft: Neben der Mao Statue ist ein Café mit richtigem Cappuccino und einer Pizza auf der Außenwerbung zu sehen, da versuchen wir unser Glück. Wir können uns zwar nicht vorstellen, dass man hier Käse auf die Pizza bekommt, aber für vier und fünf Euro pro Pizza (in China eigentlich Wucher), wird es schon etwas ordentliches sein. Wir müssen sehr lange warten und die Bedienungen kommen drei Mal, um auch ja nichts falsch zu machen. Als wir ihnen das dritte Mal erklärt haben, dass wir kein chinesisch können, wollten wir schon fast wieder gehen. Aber dann kamen sie, unsere Pizzen. Mit richtigem Käse und ordentlich Gemüse. Es ist zwar keine original Italienische, aber schlecht ist die auch nicht. Hat etwas von Pizza Hut. Na ja, ansonsten ist nicht viel passiert. Ein paar kleinere Reparaturen, aber nichts weltbewegendes. Aber wo zum Teufel haben die den Käse her?

Donnerstag, 24. September 2009

Donnerstag, der 24.09.2009, Zhongwei

Wir haben auf 2000 Metern wunderbar geschlafen. Es war zwar ein wenig kalt draußen, wir haben aber nicht gefroren und unsere Schlafsäcke hatten wir noch nicht einmal richtig zu. Die ersten 17 km geht es sehr steil bergab. Leider zu steil - der Höhenzähler geht bis auf 1540 runter. Als Strafe für eine gute Straße und eine schöne Abfahrt inmitten von herrlichen Bergen geht es gleich wieder ordentlich hoch. Wir sind ein wenig frustriert da unsere Karte diese „kleinen“ Details nicht darstellen kann. Überhaupt sind wir von dieser Karte ein wenig enttäuscht. Sie ist einfach zu ungenau, wenn man mit einem Fahrrad unterwegs ist.

















Bei Km 55 machen wir einen etwas längeren Halt. Wir sind soeben fünfstellig geworden, haben unseren 10.000sten Kilometer geschafft. Was für harte 10.000 Km das manchmal waren, in denen wir uns gequält, geschunden und absolut verausgabt haben. Wir sind in diesem Moment zum Glück alleine, keiner der uns angafft oder irgendwie stört, nur wir beide, das Liegetandem und die Landschaft mitten in China. Ein Moment, den wir nicht so schnell vergessen werden.
Ein Tag, der sich allein schon dadurch einprägen wird.

















Bis Zhongwei sind es jetzt noch 95 km. Auf der linken Seite ist eine Sanddünen-Landschaft aufgetaucht, ein Ausläufer der Tengger Wüste (gehört auch zu Gobi!) und zum Glück haben wir Wind von rechts. Ich möchte gar nicht wissen was passiert, wenn der Wind von der anderen Seite kommt. Michael Grünebach (www.Pekingradler.de) hat uns in Wuwei noch vor diesem Sand gewarnt, denn er hatte bei seiner Tour 2007 einen heftigen Sandsturm vor Zhongwei. Dieser bleibt uns aufgrund der guten Windrichtung erspart. Wir haben uns laut Karte auf eine schöne lange Abfahrt eingestellt. Das erweist sich als Fehleinschätzung und diese hügelige Straße zieht sich schmerzhaft weiter und weiter. Wir sind ziemlich am Ende. Der Tag gestern hat wahnsinnig geschlaucht; das es heute gleich so weitergeht ist nicht gerade schön. Irgendwann muss es nach unten gehen, wir sind auf 1750 Metern und Zhongwei liegt auf jeden Fall unter 1400. Bis km 90 geht es weiter hoch. Dann endlich die Abfahrt. Herrlich. Wir können nun die letzte Karte unserer Reise auf die letzte Seite drehen.

















Wir sehen das erste mal den Huang He, dieser ist aber nicht gelb, sondern eher braun. Dann erblicken wir das erste renovierte Mauerstück und erreichen nach 140 km, dem längsten Tag unserer Reise, total fertig, übersäuert und glücklich die Stadt Zhongwei. Wir haben wieder einmal ein paar Probleme beim Einchecken und müssen noch einmal bei Dunkelheit mit Hilfe eines Taxifahrers in ein anderes Hotel - aber alles in allem ein sehr emotionaler und erfolgreicher Tag.

Mittwoch, 23. September 2009

Mittwoch, der 23.09.2009, 42 Kilometer nach Dajing

[Falk] Heute Morgen ist der Reifendruck der gleiche wie vorm zu Bett gehen. Ich habe gestern Abend beim Flicken noch Tape über das bescheidene chinesische Felgenband geklebt. Danke für den Tipp. Jetzt sieht es zumindest ein wenig besser aus und ich hoffe, dass die chinesischen Schläuche jetzt besser halten. Mensch, 9000 km ohne einen Platten am Hinterrad und dann so etwas. Ich habe die Nase voll. Die ersten Kilometer traue ich dem Hinterrad nicht übern Weg, in jeder Pause schaue ich nach dem Druck. Es scheint aber zu passen. Nach 50 km im hügeligen Gelände geht es dann wieder einen Pass nach oben. Nach einer sehr steilen Passage merke ich, dass nicht mehr viel Druck vom besten Stoker der Welt kommt. Katja ist nach 70 km platt. Wir machen erst einmal Pause und sehen vor uns ein kleines Dorf, das wir noch passieren wollen. In dem Dorf wird die Steigung endlich etwas seichter. Wir kaufen noch Wasser, damit wir Morgen noch sicher bis zum nächsten Ort kommen.

































Die beiden Pausen und die flachere Steigung tun uns sehr gut. „Vielleicht schaffen wir es ja doch noch bis zum Pass.“ Diese Worte aus Katjas Mund... So weit kann es eigentlich nicht mehr sein. Man lernt ja auf so einer Tour das Gebirge lesen. Wir erklimmen also noch ein paar Hügel und bei 2180 stoppt der Höhenzähler. Wir haben es geschafft. Nach 88 km ohne Platten, mit einer äußerst intakten Drehmomentstütze und einer defekten Felge, schlafen wir schön sichtgeschützt vor den Autos gleich neben der Straße.

Dienstag, 22. September 2009

Dienstag, der 22.09.2009, zehn Kilometer nach einer Kreuzung

[Falk] Ich habe eigentlich keinen Bock mehr, Tagebuch zu schreiben. Ich habe auch keinen Bock mehr, Fahrrad zu fahren. Zumindest nicht, wenn ich aller 30 km das Hinterrad ausbauen muss.
Wir starten heute mit einer Hundertschaft von Gaffern und Klugscheißern. Als wenn wir unser Fahrrad zum ersten Mal packen und wir nicht wissen was wir tun. Ok, sie wollen ja nur helfen. Ich will diese Hilfe aber nicht! Mann. Erster Platten nach 30 Km, Scheiße! Am Hinterrad, dass mit Ausbau, Einbau und Reparatur ca. eine Stunde verschlingt. Ich pumpe den Reifen wieder auf und bei drei Bar platzt der Ersatzschlauch. Nochmal Scheiße! Wieder alles ausbauen. Ich kann auf Grund der Dicke (2.25) des Reifens das Rad erst aufpumpen, wenn es eingebaut ist. Sonst kommt der Reifen nicht an den V-Brakes vorbei. Wieder verlieren wir eine halbe Stunde in der Sonne und ich schwitzte. Toll. Dann passt wieder alles und wir gehen erst mal essen. Wir fahren weiter. Nach 60 Km merken wir, dass die Luft schon wieder aus dem Reifen entweicht. Ich pumpe noch einmal auf, denn wir sehen das nächste Kaff schon. Da wir heute schon so viel Zeit verloren haben, entscheiden wir uns einen Bauern zu fragen, ob wir da übernachten können. Nach einiger Diskussion an einem Buddistentempel, die uns keinen Unterschlupf bieten wollten (soviel zur Nächstenliebe oder verwechsle ich da jetzt was?), kommen wir an einer Gaststätte unter.














Hier gibt es zum Glück wieder sehr freundliche Menschen. Ich baue das Hinterrad nun zum dritten Mal an diesem Tag aus. Unsere neue Drehmomentstütze ist zwar super, aber die Schrauben, mit denen ich sie am Rahmen festgeschraubt habe, verlieren ihr Gewinde. Ich zeige einem älteren Herren das Problem. Der hat gleich nebenan eine Werkstatt, in der wir Schrauben anpassen können. Nach zwei Stunden vollende ich die Reparatur und hoffe, dass der chinesische Flicken diesmal besser hält. Den anderen hat es abgelöst.

Montag, 21. September 2009

Montag, der 21.09.2009, Wuwei (Pausentag)

[Katja] Wir sind gestern Nachmittag nach unserer Ankunft los gegangen, um neue Schläuche, Felgenband und Flickzeug zu kaufen. Die Fahrradstraße zu finden war gar nicht so einfach, doch so konnten wir uns schon ein bisschen die Stadt anschauen. Jede chinesische Stadt ist ziemlich gleich aufgebaut. Es gibt immer einen Hauptplatz auf dem die älteren Herren Mahjongg zocken, Musik gespielt und manchmal auch getanzt wird. Meistens steht dort auch gleich eine Sehenswürdigkeit, wie zum Beispiel ein Trommelturm, eine Pagoda oder eine Statue. In Wuwei ist es eine Statue, die ein fliegendes Pferd zeigt. Man sagt, es ist das heimliche Wahrzeichen von Gansu.
Der Tag startet sehr früh und mit ein paar Mückenstichen mehr. Wir begeben uns erst einmal auf die Suche nach diesen Biestern, um der Fuyuan (Hausdame) etwas Blut an den Wänden zu hinterlassen. Fuyuan wird hier übrigens von jedem durch das Hotel geschrien, wenn er irgend etwas möchte oder was nicht stimmt - das fängt schon sechs Uhr morgens an.



















Falk beginnt gleich nach dem Frühstück mit der Reparatur unserer Hinterräder. Außerdem hat er sich entschlossen doch noch ein Duplikat der Drehmomentstütze anzufertigen, denn das Original hat sich schon wieder verbogen und ist auch erneut gerissen. Wir wissen nicht, wie oft man das noch richten kann. Er verschwindet also für mehrere Stunden in die hoteleigene Werkstatt und beschäftigt dazu fünf Hotelangestellte.
Jetzt gibt es eine schlechte, aber auch zwei gute Nachrichten. Die schlechte ist, unsere neue Hinterradfelge hat vier kleine Risse. So viel zur stärksten Felge Chinas... Die guten sind: Wir haben noch einen Ersatzfelge Made in Germany plus kompletten Speichensatz. Na ja, wir warten noch ein bisschen. Mal sehen, wie lange die Felge noch durchhält.

Sonntag, 20. September 2009

Sonntag, der 20.09.2009, Wuwei

Gestern Abend habe ich 17 Flicken auf den Hängerschlauch gehauen, in diesem kleinen Ort gibt es leider keinen in 16 Zoll. Wir sind halt etwa 15 km mit Platten gefahren, da hat es doch einige Durchschläge gegeben. Wir haben jetzt noch zwei Flicken, falls uns heute noch irgendwas passieren sollte. Der Schlauch vom Hänger muss dringend gewechselt werden. Er hält zwar Luft, muss aber alll drei Stunden wieder aufgepumpt werden. Nach 30 km merke ich, dass irgendwas komisch beim Fahren ist. Wir halten an und beide stürmen wir zum Hänger. Da ist das Problem nicht. Der ist noch einigermaßen voll. Das Problem ist nun wirklich das Hinterrad. Ich Pumpe das Hinterrad auf, da ich keine Lust habe es hier zu flicken. Mensch, dass sind doch nur noch 30 km. Es kommt ein kleines Dorf in dem wir erst mal Mittagessen. Wir sind natürlich wieder die Attraktion. Als wir raus kommen, ist der Reifen komplett platt. Die 20 km bis Wuwei schaffen wir damit nicht mehr. Ich fange also an, das Bike abzubauen und den Reifen zu flicken.


















Vor bestimmt 30 Zuschauern haue ich mir dann erst einmal den Mantelabzieher in den Daumen. So tief, dass es richtig blutet - und ich stehe da wie ein Vollidiot. Jemand gibt mir ein Taschentuch, ein anderer ein Pflaster. Danke. Dann habe ich den Mantel endlich runter und die Leute haben die Möglichkeit, alles anzufassen und auszuprobieren. Am meisten gefällt ihnen mein Multitool, aber auch von unserem Schwalbe-Mantel sind sie sehr angetan. Dann sehe ich das Problem, welches ein kausales ist. In Ueruemqi haben wir die Felge gewechselt. Die hatten da nur schlechtes Felgenband und dieses schlitzt jetzt den Schlauch auf. Na ja, einfach zum Vergessen.
Der Schlauch ist schnell geflickt, weist aber an weiteren Stellen Risse auf. Wir erreichen Wuwei mit einem total geflickten Hängerrad und einem zerschnittenen Hinterrad. Das erste Hotel ist belegt, der Reifen hält keine Luft mehr. Wir schieben also zum nächsten, welches uns aufnimmt. Ich habe mal wieder was zum Basteln, wie ich mich freue...

Samstag, 19. September 2009

Samstag, der 19.09.2009, Yongchang

Heute wird es also noch einmal richtig hoch gehen. Wir gehen davon aus, dass es knapp unter 3000 Meter sein werden. Wir können es leider nicht besser auf unserer Karte sehen. Ich haue extra viel Hafer in die Milch, denn das nächste Kaff ist leider ungefähr 80 km entfernt und bis dahin erwarten wir nicht viel. Beim Zeltabbau fängt es an zu nieseln. Kein gutes Omen für den Tag, vor allem wenn es so hoch geht. Als wir losfahren merken wir, dass uns der Wind als dritter Mann von hinten heute wohl gesonnen ist. Es ist das erste Mal seit wir in China sind, dass der Wind beim bergauf Fahren von hinten kommt. Es ist zwar nicht viel leichter, aber man merkt es schon deutlich an der Durchschnittsgeschwindigkeit. Nach ungefähr 20 km merken wir, dass es deutlich abkühlt. Gestern Abend saßen wir noch kurzärmelig da und heute Morgen waren es nur sechs Grad. Jetzt geht es schon gegen Null. Der Niesel wird auf den nächsten zehn Kilometern langsam zu Schnee. Wir erreichen die 2500-Meter-Marke und es schneit nur noch. Wir entscheiden, den Berg ohne Jacke hoch zu fahren. Wir sind noch warm und wollen erst den Berg runter in unsere Winterkleidung schlüpfen. Bei 2581 stoppt der Höhenzähler vom GPS und ich sehe die Abfahrt. Wir packen unsere Jacken aus und ziehen sie schnell an. Es gibt nichts schlimmeres, als in den Bergen zu frieren. Bei einer 30 km Abfahrt wäre es auch leichtsinnig, nur im Fleece zu fahren. Als wir mit Umziehen fertig sind, fängt es richtig an zu schneien und der Wind frischt noch mehr auf. Wir müssen schnell weiter bevor es uns hier einschneit und wir nicht mehr fahren können, da zu viel Schnee auf der Straße liegt. Die ersten km auf der Abfahrt sind eine echte Erholung - auch bei diesem Wetter. Dann kommen wir wieder unter die 2500er Marke. Der Schnee wird zu Regen. In Kasachstan ist uns bei einer blöden Aktion unser Regenabweiser vom Schutzblech abgebrochen. Da hat es uns wenig, mangels Regens, interessiert. Doch jetzt wird Katja am Hintern und den Beinen übelst nass. Und ich bekomme den ganzen Mist von vorne ab. Wir kühlen auf der Abfahrt richtig aus. Nach 20 km reden wir kurz miteinander, dass, wenn wir eine Möglichkeit zum Rausfahren sehen, sie ohne zu zögern nutzen und das Zelt aufbauen. Aber die Autobahn ist wieder zu perfekt. Es gibt keine Möglichkeit. Nach 30 km Abfahrt erkennen wir, dass es wieder ein wenig bergauf geht. Zum Glück wird uns dabei etwas warm, es nieselt nur noch und der Wind hat nachgelassen. Trotzdem - das ist schon ganz schön hart heute... Nach vier Kilometer bergauf sind wir so warm, dass wir uns eine kurze Pause gönnen. „Falk, wir haben schon wieder einen Platten am Hänger.“ Ohne Worte!
Ich bekomme meine Finger nicht mal mehr aus den Handschuhen. Wir fummeln irgendwie die Pumpe aufs Ventil. Ich pumpe schnell auf drei Bar auf und wir fahren weiter. „Falk, ich glaube wir haben einen Platten am Hinterrad.“ „Nee oder?“ Wir halten an und checken alles. Falscher Alarm. Das Hinterrad ist ok, nur der Mantel vom Hängerrad hat sich von der Felge gelöst. Einmal durchatmen bitte, bei der Kälte alles vom Bike abbauen, das Hinterrad ausbauen usw. usw., eine Katastrophe!! Wir fahren weiter und erreichen endlich diese Stadt. Schnell ins Hotel und noch schneller unter die Dusche. Was für ein Tag. Ich muss mir jetzt erst einmal das platte Rad anschauen, ob da noch was zu retten ist.

Freitag, 18. September 2009

Freitag, der 18.09.2009, an der Mauer

Wir kennen diese Situation. Rechts neben uns sind Berge und das schon seit irgendwo in Kasachstan. Wenn dann von links auch noch Berge kommen, ist das ein echtes Zeichen dafür, dass es bald hoch gehen wird und wir über irgendeinen Pass müssen. So ist dass heute auch wieder. Unsere Karte verrät uns, dass es bis knapp an die 3000 gehen kann. Wir starten bei etwa 1440 Metern und kurbeln uns schön die alte Seidenstraße Richtung Wuwei hoch. Nach 30 Km hoffen wir, dass wir bald etwas zum Essen finden, denn unser Frühstück ist wie immer in China sehr mager ausgefallen. Wir schauen jetzt immer, dass wir so gegen 11:30 Uhr Mittag machen. Dann ist die Zeit zwischen unserem kleinen Frühstück und dem Mittag nicht so lang. Wie es aber immer mal passiert, kommt heute natürlich nichts.

















Wir schleppen uns auf dem Zahnfleisch tretend Richtung Shandan, diese etwas größere Stadt liegt auf etwas 1800 Metern und ist 56 km von unserem Startpunkt entfernt. Wir würden am liebsten hier bleiben. Nach dem Mittagessen fühlen wir uns aber ein wenig besser und entscheiden, doch noch ein Stück zu fahren. Nach weiteren zehn Kilometern endet unsere 312. Wir werden auf die Autobahn geleitet. Wie jetzt...? Ich gehe, bevor wir die Einfahrt hinauf fahren, zu der netten Beamtin und frage, wo wir jetzt hin sollen. Sie meint, dass wir auf die Autobahn dürfen. „Warum habt ihr dann Vorgestern so ein Geschiss gemacht?“ Na ja, sie versteht mich ja eh nicht. Wir fahren auf die Autobahn und sind darüber nicht glücklich. Diese ist mal wieder zu perfekt zum Campen. An einer Tankstelle fragen wir, ob wir da übernachten können. Klar. Kein Problem. Einfach hinter die Mauer, dann geht das schon. Jetzt schlafen wir zwischen zwei Mauern. Zur einen Seite die Tankstellen-Mauer und die andere ist die Chinesische-Mauer. Die geht seit etwa 30 km direkt neben der Autobahn lang. Insgesamt waren es heute 81 km nur bergauf. Morgen geht es dann noch richtig hoch, aber zum Glück für uns sind wir dann auf der Autobahn; ist die Steigung nicht ganz so schlimm.

Die bisher gefahrene Strecke.

und das sind immerhin schon ca. 9700 km.




Muenchen bis China
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Donnerstag, 17. September 2009

Donnerstag, der 17.09.2009, Pausentag in Zhangye


Heute Morgen besuchen wir mit leeren Magen, wir konnten und wollten gestern Abend nicht mehr einkaufen, eine 35 Meter lange, liegende und schlafende Buddha-Statur. Toll. Vier Euro Eintritt pro Person ist vielleicht ein bisschen viel dafür, dass man nirgends fotografieren darf. Ich habe es trotzdem gemacht und es hat auch niemand etwas gesagt. Es war denen gegen neun Uhr wahrscheinlich noch zu früh zum meckern. Auf dem Weg zurück zum Hotel müssen wir natürlich wieder ein paar Kreuzungen queren. Das erweist sich hier als gar nicht so einfach. Grün an der Fußgängerampel bedeutet nicht viel, wenn Autos kommen sind die ihrer Meinung nach stärker und fahren einfach. Das ist ziemlich irritierend, wenn man es anders gewohnt ist. Überhaupt ist der Verkehr anders strukturiert. Wenn man voran kommen möchte benötigt man, so meint es zumindest der Standard-Chinese und davon gibt es hier einige, eine Hupe. Die wird nicht für ein kurzes „Tut“ eingesetzt, nein nein, die dient hier einigen als Penis Vergrößerung. Sorry, aber die hupen hier permanent und das Beste dabei ist, es interessiert niemanden. In der Stadt geht das mal alles noch, aber auf dem Land hat diese quälende Lärmbelästigung eine andere Qualität. Die Lkw und Busse haben zwei Hupen, eine für die Innenstadt und eine für Überlandfahrten, die letztere ist mit ein wenig mehr Volumen ausgestattet. Da man aber in den Dörfern nicht langsamer fahren möchte als auf der Landstraße hupt man eben Kinder, Alte, Radfahrer und Abbieger mit der großen Hupe einfach weg. Das funktioniert nicht immer, vor allem nicht bei uns, aber wer nicht Platz macht wird eben vom Windstoß der Hupe, wenn sie den genau neben einem ist, weggeblasen. Es beschwert sich aber keiner. Im Gegenteil, ich kann sogar manche Huper verstehen. Die Normalchinesen schauen auch nicht nach links oder rechts, wenn sie über eine Straße gehen oder abbiegen möchten. Die gehen oder fahren einfach. Nur wenn sie eine Hupe hören stoppen sie - vielleicht. Diese gefährlichen Situationen häufen sich auf dem Land doch sehr. In der Stadt schaut man doch eventuell einmal mehr.
Nur warum? Warum hupt ihr uns an? Wir sind verdammt noch mal Europäer. Das erkennt ihr doch auch sofort wenn es ums Geld geht. Warum hupt ihr uns so beschissen oft und laut und permanent an? Wir kennen Verkehrsregeln und sehen euch. Uns geht das mächtig aufs Schwein. Auch wenn wir zur Seite fahren wird noch mal extra drauf gedrückt. War es in allen anderen Ländern so, dass wir damit gegrüßt wurden, habe ich immer mehr das Gefühl, dass ihr uns, wenn wir auf der Straße sind, hasst. Morgen wird es Oropax geben, denn ansonsten werden wir bald einen Gehörschaden davon tragen.

Mittwoch, 16. September 2009

Mittwoch, der 16.09.2009, Zhangye

Gestern sind wir acht Kilometer in den Ort gefahren, die mussten wir heute natürlich auch zurück. Das ist ziemlich blöd wenn du weißt, du fährst 16 km Umweg nur um zu schlafen. Wir wollen eigentlich auf die Autobahn. Doch leider sind die Mauttanten schneller als wir und blockieren den Weg. Hier gibt es leider Poller die wir nicht so schnell nehmen können. Dadurch verlieren wir die entscheidenden Sekunden, um an den Damen vorbei zu kommen. Wir müssen das nächste Mal unsere Anfahrtsstrategie ändern, denn wenn man einmal auf der Autobahn ist hat man keine Probleme mehr - weder mit der Polizei noch mit anderen Verkehrsteilnehmern. Also heute leider keine Autobahn und noch einmal vier Kilometer Umweg. Dafür ist die 312 unsere Landstraßennummer seit wir in China sind und nun ist sie endlich besser als in Xingjiang oder am Anfang in Gansu. Dort war die Straße nicht gerade in Bestzustand. Kurz nach Wuwei werden wir die 312 verlassen und auf direktem Weg Richtung Yinchuan weiter fahren.
Aufgrund unserer heutigen Analyse haben wir festgestellt, dass die Kilometerangaben die wir am Straßenrand sehen nicht nach Peking zeigen, sondern nach Shanghai, denn da endet die 312. Na ja, egal. Ab Yinchuan sind wir auf der 110 und dann wissen wir immer genau wie weit es noch bis Peking ist, denn diese Straße endet in Peking. Momentan geben uns die Leute Schätzungen zwischen 2000 und 2500 km an. Katja hat errechnet, nachdem wir die Route heute fertig geplant haben, dass es noch ungefähr 1910 Km sind. In unsere Karte haben wir auch einen Punkt gesetzt, damit wir wissen, wann wir die letzten 1000 km erreicht haben. Dies wird in der Nähe von Dengkou sein. Nachdem wir uns ja heute insgesamt 17 km verfahren haben, sind wir nach 95 km ohne Wind und Berge glücklich und fertig in Zhangye angekommen. Wir haben am Stadteingang einen netten Motorradfahrer getroffen, der uns zu einem guten und günstigen Hotel begleitet hat. Morgen werden wir einen Tag Pause machen und uns die örtlichen Sehenswürdigkeiten etwas genauer anschauen.

Dienstag, 15. September 2009

Dienstag, der 15.09.2009, Gaotai


Eigentlich wollen wir uns in China nicht mehr unter Druck setzen. Doch manchmal passt es einfach ganz gut, nach einer vorgegebenen Tageskilometerzahl zu fahren. Heute müssen es also 85 km sein, damit wir morgen Zhangy erreichen. Die ersten Kilometer nur bergauf gehen schon wieder ganz schön in die Beine. Nach knapp 300 Hm haben wir den Kanal ganz schön voll. Da erblicken wir nach 44 km auf der linken Seite einen Weitreisenden per Velo aus Irland. Fearghal ist irgendwie in Irland gestartet und über Südamerika bis nach Shanghai gefahren. Klingt blöd? Schaut halt selber http://revolutioncycle.ie. Nun befindet er sich auf dem Rückweg. Er ist seit November letzten Jahres unterwegs, eigentlich zu zweit, aber irgendwie haben sich die beiden unterwegs verloren. Nach dieser Begegnung ging es bis km 99 so gut wie nur begab und wir schlafen jetzt in einem Hotel, in dem der Check-in wieder mal viel zu lange gedauert hat. Die haben sogar noch die Polizei gerufen, damit die uns registrieren. So ein Mist kostet doch nur Zeit und Nerven. Na ja, egal. Zur Entschädigung haben wir Internet, oder das, was davon übrig ist auf dem Zimmer. Ach ja, unsere Drehmomentstütze hält noch. Vielleicht schaffen wir es ja bis Peking.

Montag, 14. September 2009

Montag, der 14.09.2009, 20 Kilometer vor Qingshui



Wir werden noch ein mal positiv vom Hotel überrascht. Wir bekommen beim Checkout auf einmal 118 Yuan wieder. Dies ist eine Art Kaution falls man irgendwas kaputt macht. Ok, das war es also, was mir die Dame mitten in der Nacht am Telefon erklären wollte. Vom Preis sind sie aber trotzdem gewaltig runter gegangen. Normalerweise kostet das Doppelzimmer 468 Yuan. Diesen Preis habe ich einer Broschüre entnommen, die im Hotelzimmer lag. Wir haben also für neun Euro pro Person richtig günstig geschlafen.
Auf den ersten Metern merken wir die 130 km von gestern sehr deutlich. Unsere Muskeln streiken. Zum Glück geht es bergab. Nach 20 km fahren wir eine Rechtskurve und merken, dass heute eine sehr gute Sicht ist. Die Fünftausender um uns herum strahlen mit ihren weißen Gipfeln über alles. Wir machen heute viel Pause und lassen es ruhig angehen, haben wir doch gestern ein paar Kilometer heraus gefahren. Mittag verbringen wir in einem kleinen Lokal am Straßenrand. Dadurch, dass hier alles frisch zubereitet wird, haben wir keine Angst mehr uns einen Infekt zu holen. In diesem Restaurant hängt lustigerweise ein Bergpanorama vom Wilden Kaiser aus Österreich. Ich frage die Bedienung ob sie weiß, wo das Bild aufgenommen ist. Sie hat natürlich keine Ahnung.
Nach 75 übersäuerten Kilometern schlafen wir heute im Zelt am Straßenrand hinter Büschen - mit einem herrlichen Blick auf die Berge.
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